Ein ganz schön gewichtiger Satz, oder?
Kann das wirklich sein? Sind die Umgebung, in der man seine erste Zeit verbringt, die Verhaltensweisen, denen man als Baby und Kleinkind ausgesetzt ist, wirklich derart prägend für das restliche Leben?
Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine andere Antwort als „Ja!“.
Da ich selbst wissenschaftlich ausgebildet bin, weiß ich aber auch, das Ziel von wissenschaftlichen Studien ist nicht die Wahrheit zu verkünden, sondern die Aufgabe lautet, Zusammenhänge zu analysieren, und diese aufzuzeigen, wenn sie nicht mehr mit „Zufall“ erklärt werden können.
Wenn es dann mehrere Studien gibt, die zu den selben Schlüssen kommen, darf man das durchaus in sein Wissen über die Welt integrieren, ohne jeden Einzelfall im Bekanntenkreis, der sich nicht konform zum Studienergebnis verhält, als Beispiel herzunehmen das Ergebnis der Studie als „Blödsinn“ abzutun. 😉 Eine Studie kann niemals alle potenziellen Einflussfaktoren erfassen. Und somit ist der Einzelfall (nicht einmal mehrere Einzelfälle!) weder ein Beweis für, noch gegen, das Ergebnis einer Studie.
Aber nun zurück zum eigentlichen Thema dieser Rubrik, nämlich zum Einfluss der Eltern-Kind-Bindung auf das restliche Leben des Kindes.
Studien weisen darauf hin, dass Erwachsene, die eine sichere Bindungsrepräsentation in sich tragen, resilienter sind.
Resilienz steht für die psychische Widerstandsfähigkeit, also wie gut man mit Krisen und kritischen Lebensereignissen wie Trennungen und Verlusten, umgehen kann.
Eine sichere Bindungsrepräsentation macht es zudem weniger wahrscheinlich, über die Lebensspanne hinweg an Depressionen (und anderen Krankheiten) zu erkranken.
Ein großer und wichtiger Punkt ist auch der Zusammenhang zwischen
Bindungssicherheit und den Paarbeziehungen.
Vom Dating, über die Partner:innenwahl, bis zum Verhalten gegenüber dem:der Partner:in – der Grad der Bindungssicherheit (und so mit das Ausmaß an Bindungs- und Verlustängsten) bestimmt unbewusst unsere Beziehungen.
Aber das ist so ein großes Kapitel, dieses Fass mache ich an dieser Stelle besser gar nicht auf.
Hierzu folgt eine eigene Website. 😉
Nachtrag: Und hier ist sie – mag-so-nimmer.com
Quellen:
Cooke, J. E., Kochendorfer, L. B., Stuart-Parrigon, K. L., Koehn, A. J., & Kerns, K. A. (2019). Parent–child attachment and children’s experience and regulation of emotion: A meta-analytic review. Emotion, 19(6), 1103.
Dagan, O., Facompré, C. R., & Bernard, K. (2018). Adult attachment representations and depressive symptoms: A meta-analysis. Journal of affective disorders, 236, 274-290.
Groh. M., Fearon, R. P., van IJzendoorn, M. H., Bakermans‐Kranenburg, M. J., & Roisman, G. I. (2017). Attachment in the early life course: Meta‐analytic evidence for its role in socioemotional development.Child Development Perspectives, 11(1), 70-76.
Løkkeholt, T., Voss, L. G., Shmueli-Goetz, Y., Bojesen, A. B., Simonsen, E., Bilenberg, N., … & Storebø, O. J. (2019). Attachment as a Core Feature of Resilience: A Systematic Review and Meta-Analysis. Psychological Reports, 122(4).
Spruit, A., Goos, L., Weenink, N., Rodenburg, R., Niemeyer, H., Stams, G. J., & Colonnesi, C. (2020). The Relation Between Attachment and Depression in Children and Adolescents: A Multilevel Meta-Analysis. Clinical Child and Family Psychology Review, 23(1), 54-69.