Der Umgang mit dem Baby, ist der nicht intuitiv?
Ja!
Eltern sind von Natur aus kompetent im Umgang mit ihrem Baby.
Ausgenommen sind jene, die schwerwiegende psychische Probleme, oder unverarbeitete Traumata, haben¹.
Jedoch…
– … die Bedürfnisse von Babys hinsichtlich Nähe, Kontakt und Stimulation können individuell stark variieren. Mittels videogestützter Verhaltensanalyse lernen Eltern die individuellen Bedürfnisse ihres Kindes schneller und besser kennen, vermeiden somit Überreizung/Unterforderung und tragen selbst aktiv zur Vorbeugung von Regulationsstörungen (=Schrei-/Schlaf-/Fütterprobleme), und zur Förderung der kindlichen Entwicklung bei².
– … wenn ein Baby sehr viel schreit und den Eltern viel abverlangt, setzt das oft einen Kreislauf in Gange, in dem die Intuition umständehalber verloren geht. Es fängt damit an, dass sich die Eltern eher aus der Interaktion mit dem Kind nehmen, wenn dieses endlich mal ruhig ist. Das heißt die positiven Momente mit dem Kind werden weniger und die Eltern bekommen die eigenen Regulationsbemühungen des Kindes gar nicht mehr mit. Außerdem fangen Eltern an, jeden ihrer Schritte und alles was sie tun, zu bezweifeln und das Vertrauen in sich und ihre Fähigkeiten zu verlieren und bleiben verunsichert, und oft auch verzweifelt, zurück.
– … vorangegangene Fehlgeburten, belastende Erlebnisse in der Schwangerschaft, ein traumatisches Geburtserlebnis, Frühgeburt, Angst und Stress oder depressive Verstimmungen führen manchmal dazu, dass diese Intuition überschattet wird und die gesunde Entwicklung des Kindes beeinträchtigt werden kann³.
… nicht immer sind sich Eltern dieser Kompetenzen bewusst, oder wagen es diesen zu vertrauen. Hier kann die eigene Bindungsgeschichte, also die frühkindlichen Erfahrungen mit den eigenen Eltern, eine gewichtige Rolle spielen und Unsicherheiten im Umgang mit dem Baby verstärken bzw. die elterliche Feinfühligkeit mindern4.
Gemeinsam können wir daran arbeiten, diesen Erfahrungen und eventuellen Unsicherheiten zu begegnen, und dir dein Vertrauen in deine Kompetenzen sowie deine Intuition, zurückzugeben.
Quellen:
1)
Transgenerationale Weitergabe von psychischen Erkrankungen:
van Santvoort, F., Clemens, M., Hosman, H., Jan, M., Janssens, M., Karin, T., … & van Loon, A. (2015). The Impact of Various Parental Mental Disorders on Children’s Diagnoses: A Systematic Review. Clinical Child and Family Psychology Review, 18(4), 281.
Zusammenhang zwischen elterlicher Traumata und Kindesmisshandlung:
Montgomery, E., Just-Østergaard, E., & Jervelund, S. S. (2019). Transmitting trauma: a systematic review of the risk of child abuse perpetrated by parents exposed to traumatic events. International journal of public health, 64(2), 241-251.
2)
Zusammenhang zwischen sensitivem Umgang mit dem Kind und dessen Entwicklung:
Deans, C. L. (2020). Maternal sensitivity, its relationship with child outcomes, and interventions that address it: a systematic literature review. Early Child Development and Care, 190(2), 252-275.
3)
Zusammenhang zwischen diversen Stressfaktoren und sensitivem Umgang mit dem Kind:
Neuhauser, A. (2018). Predictors of maternal sensitivity in at-risk families. Early Child Development and Care, 188(2), 126-142.
Zusammenhang zwischen diversen Stressfaktoren und kindlicher Entwicklung:
Deater-Deckard, K. D., & Panneton, R. (2017). Parental stress and early child development. Springer.
4)
Transgenerationale Weitergabe von Bindungs(un)sicherheit:
Cassibba, R., Coppola, G., Sette, G., Curci, A., & Costantini, A. (2017). The transmission of attachment across three generations: A study in adulthood. Developmental Psychology, 53(2), 396.
Verhage, M. L., Schuengel, C., Madigan, S., Fearon, R. M., Oosterman, M., Cassibba, R., … & van IJzendoorn, M. H. (2016). Narrowing the transmission gap: A synthesis of three decades of research on intergenerational transmission of attachment. Psychological Bulletin, 142(4), 337.