Trotzalter
Mein Kind schmeißt sich wütend auf den Boden - was soll ich tun?
Das Verhalten meines Kindes ist so anstrengend - ich bin erschöpft!Warum kann ich meinem Kind nichts recht machen?
Eines Tages ist er da! Der Tag, an dem das vormals süße, kleine Baby zum kreischenden Kleinkind mutiert, weil man es gewagt hat, das Brot in der Mitte auseinander zu schneiden, die grüne Tasse hinzustellen (welche es stattdessen will, verrät es aber nicht) oder weil man…falsch atmet? Man weiß es nicht, jedenfalls ist schnell einmal die Hölle los. 😉
Auch wenn man es nicht glauben kann, aber:
Das ist völlig normal und Teil der Autonomieentwicklung!
Nichts daran ist vom Kind absichtlich oder persönlich gegen die Eltern gerichtet!
Es geht vorbei…Es geht vorbei…Es geht vorbei…! (Am besten als Mantra verinnerlichen.)
Weil sie selbstständiger werden wollen, anfangen sich aus der Abhängigkeit zu den Eltern zu lösen, um einfache Entscheidungen in ihrer noch kleinen Welt allein treffen zu dürfen. Und gleichzeitig mit dieser neuen Autonomie und dem Frust, weil halt doch nicht immer alles so klappt, wie sie es sich vorstellen, noch nicht umgehen können.
Weil sie anfangen gewisse Erwartungen zu haben und ihnen die Erfüllung dieser Erwartungen immer wichtiger wird. Eine Erwartung, die nicht erfüllt wird, löst im Kind einen inneren Spannungszustand aus, der sich entladen muss.
Weil sie sich von den Eltern wegbewegen und ihre Umwelt erforschen wollen. Aber bitte ohne Beschränkungen. Das ist natürlich nicht möglich und das frustriert.
Kurz gesagt: Das Kind will, und ist überzeugt, es kann!
Aber dann macht es die frustrierende Erfahrung: Nicht alles was ich will, kann ich letztlich auch ohne Hilfe!
Das „Nein“ des Kindes:
„Nein!“ ist eine Phase lang die Standardantwort von Kleinkindern. Selbst wenn sie etwas eigentlich wollen, sagen sie sofort, und oftmals auch sehr bestimmt oder laut „Nein!“. Das soll mal einer verstehen, oder?
Bei näherer Betrachtung wird aber schnell klar: Ein „Nein!“ heißt oft einfach nur „Noch nicht!“ oder „Ich mache das schon allein!“, und ist somit eigentlich ein „Ja, aber…“.
Also am besten einfach nachfragen um das eigentlich gemeinte „aber“ herauszufinden und der Eskalation vorzubeugen.
Beispiel: „Gehen wir raus in den Garten?“ – Das eigentlich gartenbegeisterte Kind kreischt sofort: „NEEEEIN!!!“
Die Frage „Warum nicht?“ kann das Kind nicht wirklich beantworten, die Frage „Was möchtest du stattdessen tun?“ ist oftmals auch überfordernd und wird mit „Niiiiiiiiiiiiiiichts“ – oder noch hilfreicher – „Rausgeeeeehen!“ beantwortet -> Kind lässt sich dabei heulend zu Boden fallen, Eskalationsstufe 1 somit erreicht.
Wenn ihr als Eltern stattdessen die Situation beobachtet, seht was das Kind gerade macht, oder vor der Frage gemacht haben könnte, kann man das aufgreifen – zB „Möchtest du zuerst die Puppe noch fertig anziehen?.“ Wenn das ein Treffer ist, ist die Situation gelöst. Und je besser man beobachtet, desto eher landet man einen Treffer!
Das „Nein“ der Eltern:
Irgendwann hat man das Gefühl, den ganzen Tag nur mehr „Nein!“ zu rufen, um das Kind davon abzuhalten, entweder sich selbst, oder diverse Gegenstände, zu schädigen.
Da das „Nein!“ aber nur wirkt, wenn es wirklich sparsam eingesetzt wird, ist es, spätestens ab Zeitpunkt obiger Erkenntnis, erforderlich die Strategie zu ändern.
Aus dem „Nein“ alleine lernt das Kind nämlich nichts für die Zukunft, außer, dass es das was es gerade tun möchte, halt offensichtlich nicht tun darf. Das reicht aber nicht um zu verstehen, WARUM es das nicht darf und was es stattdessen tun könnte um seine, in den eigenen Augen natürlich brilliante Idee, in die Tat umsetzen zu können.
ABER, ganz wichtig: Ein Kleinkind versteht keine langatmigen Erklärungen. Und hat daran auch kein Interesse.
Beispiel: Das Kind läuft fröhlich und mit einem Filzstift bewaffnet Richtung frisch gestrichener Wand.
Szenario A: Man schreit „NEIN!“ (zum gefühlt 300. Mal an diesem Tag), das Kind ignoriert das natürlich, beschleunigt sofort seinen Schritt, reißt im Lauf die Kappe vom Filzstift, um noch schnell einen Strich des intendierten Kunstwerks machen zu können, bevor die blöde Mama kommt und den kostbaren Stift wegnimmt. Eskalation: ziemlich garantiert!
Szenario B: Man flitzt ohne Aufschrei hinterher und sagt: „Oh, du hast da aber einen tollen Stift! Magst du malen?“ Wenn ja, dann: „Ich möchte, dass du damit auf Papier malst. Brauchst du Papier zum Malen?“ Und falls Zeit dafür da ist: „Sollen wir gemeinsam eins aussuchen und malen?“
Die Wahrscheinlichkeit, dass das Angebot eskalationsfrei angenommen wird: hoch!
Mit der Mama malen klingt doch super und der Fokus von der Wand ist erstmal weg. Beim gemeinsamen Malen kann man dann darüber reden, worauf man so malen kann, und worauf besser nicht und warum. Was nicht heißt, dass die Kombi Wand und Filzstift nun uninteressant wird.
Warum das Kind die Wand nicht anmalen darf, kann man ihm mit 2 nicht schlüssig erklären, mit 3 oder 4 schon eher.
Also besser mal die Filzstifte kindersicher verwahren oder mit dem Wände streichen warten bis die Kinder älter und verständiger sind. 😉
Die Devise lautet nämlich: Nerven sparen, wo es nur geht!
Brauchen Kinder Grenzen?
Kinder brauchen Halt und Sicherheit. Und – sinnvolle – Grenzen sind auch eine Art Halt und geben Sicherheit.
Sie geben dem Kind Orientierung wie die Welt funktioniert, in welchem Kontext welches Verhalten passt, wo die Akzeptanz der Eltern oder anderer Menschen endet, und wie weit das Kind gehen kann. Werden keine Grenzen gesetzt, wird das Kind so weit gehen, bis es welche spürt.
Grenzen setzen bedeutet aber nicht, das Kind vollkommen in seiner Autonomie zu beschneiden!
Die Kunst ist, dem Kind ausreichend Raum zu geben, um sich zu entwickeln, die Umgebung zu erkunden, neue Erfahrungen zu machen, sich auszuprobieren und zu scheitern, und trotzdem nicht aus den Augen zu verlieren, was dem Kind zuzutrauen ist, und was es überfordert oder vielleicht sogar gefährdet.
Wie diese Grenzen aussehen, bestimmt jede Familie für sich. Da gibt es kein Patentrezept.
Doch es gibt ein Patentrezept Grenzen durchzusetzen ohne jeden Tag in Machtkämpfe verwickelt zu werden.
Die wichtigsten Zutaten lauten: Verlässlichkeit, Vorhersagbarkeit, liebevolle Konsequenz!
Falls du bei diesem Prozess meine Unterstützung in Anspruch nehmen willst, melde dich gern bei mir! Es ist nie zu spät die Strategie zu ändern und doch noch auf einen nervenschonenden Weg zu wechseln.
Kurze Antworten auf die wichtigsten Fragen und erste Lösungen findest du hier.